Über die eigene Sprachlosigkeit

(Vorsicht: Selbstreflexions-Content!)

Eine der Gründe warum ich blogge ist ja, dass ich hier soviel oder so wenig schreiben kann wie ich will. Ins Detail gehen oder kryptisch bleiben. Auf Nachfragen kann ich reagieren, muss aber nichts. Weil die Konfrontation nicht direkt ist.

Und das ist für mich eine ideale Kommunikationsform.

Völlig zurecht bekomme ich darum von Menschen die mich trotz allem mögen regelmäßig eine auf den Deckel. Schließlich greife ich nicht zum Telefon wenn ich Kummer habe oder schreibe wenigstens auf Facebook was mir den Tag vermiest hat. Denn solange ich denken kann, mache ich derlei mit mir selbst aus. Und eigentlich sind es nicht nur die schlechten Sachen über die ich nicht rede. Es ist mehr so alles was mich ernsthaft berührt und relativ frisch ist. Mit einem halben Jahr Abstand ungefähr werden Dinge aus meinem Leben im wahrsten Sinne des Wortes spruchreif. Akute Gefühle sind wie grüne Nüsse. Vollkommen nutzlos für alle außer dem Baum der sie trägt.

Ich bin wohl bereits als Insel zur Welt gekommen. Weder meine Umgebung, noch meine Erziehung haben mir beigebracht, dass man über Dinge nicht redet, sie nicht wenigstens mit Menschen die einem nahe stehen teilt. Stattdessen habe ich im Kindergarten am liebsten allein gespielt und wurde in der Grundschule das erste mal “einsamer Wolf” genannt.

Das Alien-Gefühl war immer schon da. Und bis auf eine Phase in der Pubertät kam ich damit auch immer zurecht. Bis auf das schlechte Gewissen. Warum bin ich nicht so wie die anderen? Wie können die mit mir befreundet sein, wenn ich so schwer auf sie zugehen kann?

Viele Jahre später lies mich eine Psychologin diverse Tests ausfüllen und sagte dann, sie hätte eine gute und eine schlechte Nachricht. Die Gute: Ich habe kein Asperger. (Dass bei meinem Siebhirn überhaupt jemand auf die Idee gekommen war, schmeichelte mir irgendwie.) Die Schlechte: Ich war schwer depressiv und nach Myers-Briggs ein INTJ. Demzufolge war ich so mit negativem Denken und Rationalisieren beschäftigt, dass mir die Energie fehle das nach aussen zu kommunizieren.

Aha.

Sie hat mich dann gefragt mit welchen fiktionalen Figuren ich mich identifizieren kann. Und langsam merkte ich, was sie meint. Bones, Luna Lovegood und heute vermutlich die moffatsche Interpretation von Sherlock Holmes. Also nicht ohne Exzentrik oder gar langweilig, aber mit wenig Bezug zur Gefühlswelt anderer.

Ich führe gern ausgiebige Gespräche, debattiere und kann sogar gut zuhören wenn ich will. Aber das Thema ist entscheidend. Und mich selbst zum Thema machen, das macht mir nicht besonders viel Spaß. Darum klingen Geschichten aus meinem Leben immer nach Sketch-Comedy. Wenn ich schon erzählen soll, dann soll der Zuhörer wenigstens einen Mehrwert davon haben – also lachen.

Das hat meiner Psychologin immer ein bisschen Sorgen gemacht. Aber gelacht hat sie auch.

2011 war nun eines von den Jahren, die eher nicht so gut waren. Ich war also viel mit Denken beschäftigt. Mit überhaupt mal rauskriegen wie ich das alles finde.
Und darüber wurde alles vernachlässigt was man so an sozialen Kontakten so vernachlässigen kann. Und schon steckt man im Teufelskreis. Klar, sich auf einer Silvesterparty blicken lassen kriegt man grade noch hin. Aber eine einzelne Email, ein Anruf? Das kostet trotzdem Überwindung. Viel davon.

Noch bin ich mit Plan B gut beschäftigt, kann etwas vorschieben. Aber dann? Es fühlt sich an, als wäre ich eine Weile im Koma gelegen und hätte an Amnesie gelitten. Als hätte ich den Anschluss verloren. Mal wieder. Die Karawane zieht weiter und Bella bleibt an der Wasserstelle zurück weil sie nicht so schnell packen kann wie die anderen.

Vielleicht sollte ich mir mal wieder einen Wüstenführer suchen. So einen der Psychologie studiert hat.

Schritt 1:

Dieser Eintrag hat keine Pointe.

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