Was gut war: KW 6, 2017

Sonntag auf Montag nur in Mini-Intervallen geschlafen. Mein Unterbewußtsein hat also geahnt, was Tom Brady tun würde. Montag also rumgrantelnd aufs langsame CMS geschimpft, daheim Serien-Eskapismus betrieben und wie ein Stein ins Bett gefallen. The Orange One ruiniert mir jetzt schon Sportarten, die mich nicht interessieren. Nach 3 Wochen im Amt. Drei. Wochen.
Man speichert sich einen politischen Artikel ab, weil man nicht gleich zum Lesen kommt und bis man Zeit hat, ist das Thema schon wieder überholt oder überboten worden. Trumpism und der 24 h-Newscycle, dafür brauchen wir eine bessere Strategie.

Aber was rede ich. Im Zug kritzele ich wieder und wieder an einem Brief rum, den ich meiner hiesigen CSU und meinem Landtagsabgeordneten schicken will. Weil ich gern Frau Merkel behalten würde, aber die CSU…nun, das muss ich ja nicht erklären. Aber zum Thema Putin [Einschub, weil zwischen dem ersten Schreiben und der Veröffentlichung dieser Zeilen der nächste Moskau-Besuch angekündigt wird. Excuse me while I go sream for a while.], Trump und der Demokratie hätte ich gern eine Antwort. Nicht von Seehofer, der doppelzüngigste, hinterfotzigste und neurotischte aller CSU-Oberbefehlshaber hat alle Glaubwürdigkeit verspielt. (Fällt ihnen auf, wie leise der Söder grade ist? Mucksmäuschen. Interessant.)

Apropos Stille. Ich beobachte an mir, wie ich einerseits versuche in geräuschärmere Zustände zu flüchten, nur, um dann wieder die Kopfhörer rauszukramen. Podcasts, Hamilton, Cabin Pressure – irgendetwas begleitet mich momentan vom Aufstehen bis zum Schlafengehen. Was vielleicht bedenklich ist. Eigentlich beruhigt mich Stille. Aber irgendetwas ist grade anders. (Jetzt schon nominiert für die Untertreibung des Jahrhunderts.)

Im Laufe der Woche nehmen die Reisepläne nach Köln erste Gestalt an. Das scheint also wirklich zu passieren. Herrje. (Karneval ist bis dahin schon vorbei, das war das erste, was ich rausgefunden habe.) Überhaupt, dieser plötzliche Unternehmungslust-Anfall seit Beginn des Jahres. Sehr…seltsam. 1

Nochmal wegen der Stille: Kennen Sie das, es gibt einen Workshop oder eine Runde zu einem Thema im Büro und ein Vortragender/Vorgesetzter bittet um Input, aber alle gucken grade auf den Tisch / ihre Schuhe / in die Kaffeetasse? Also bis auf diese eine oder zwei Personen, die scheinbar immer etwas anzubringen haben? Als eine dieser Personen: KÖNNTE DER REST BITTE ANFANGEN MITZUREDEN? Ich sage ja auch nur was ich denke oder meine und ich lasse großzügige Pausen, damit andere reingrätschen können. Wenn sie es denn täten. Herrschaftszeiten, ist denn das so schwer? Wenigstens eine Meinung haben doch fast alle zu annähernd allem. Stattdessen gehören von den bunten Kärtchen, die am Ende am Flipchart kleben, einige zu mir und ich komme mir mal wieder wie ein großer, lauter Trampel vor. Wie macht man das, da einfach dasitzen und hilflosen Moderatoren zuhören, wie sie um Mitwirkung kämpfen? Wo ist denn da das ganze Mitgefühl?
Apropos Büro-Ehrgeiz: Seit kurzem nutze ich als digitales Notizbuch für alles mögliche Notion.so , ein schlichtes, aber optisch sehr ansprechendes und unkompliziertes Dokumentations-Tool. Mitte der Woche dann eine typische Follow-up Mail des „Gründers“, ob ich noch Vorschläge habe oder Feedback. Aus Gründen die ich schon nicht mehr nachvollziehen kann, habe ich geantwortet. Mir würden Tabellen fehlen und ach ja, die Druckansicht sieht in Chrome grade etwas bizarr aus. Mail abgeschickt, nicht mehr dran gedacht.
Bis die Antwort kam. Eine echte, persönliche Mail. Mit dem Hinweis, dass Tabellen bald kommen und man an den Problemen mit dem Druckformat arbeitet. Ich meine, oha! Vielleicht doch mal über einen Team-Account nachdenken.

Ende der Woche dann wirklich gemerkt, dass es endlich früher hell wird. Statt Sonnenaufgang im Zug, Sonnenaufgang kurz nach dem Aufstehen vom Balkon aus. Da ich grade ohnehin unabhängig vom Wecker täglich um kurz nach fünf wach werde (ich habe die Enten am Innufer in Verdacht, die um diese Uhrzeit von einer Nachbarin gefüttert werden. Fragen Sie nicht. Die Tierliebe der Dame ist kaum in Worte zu fassen.), jedenfalls, kann ich genauso gut jetzt schon morgens Yoga machen. Wie einer von diesen gestörten Menschen die in Artikeln gern porträtiert werden a la „ 8 Things successful people do before breakfast“. BLERGH.

Nachdem der Freitag mit dem großen Ostbahnhofchaos und einer quasi komplett verspäteten Firma (jaja, Rad- und Autofahrer ausgenommen) endete, stürzte ich mich Zuhause geradezu auf einen Gin und Tonic. Da wusste ich auch, warum ich davor drei Abende am Stück ohne Alkohol getestet hatte. Als hätte ich es kommen sehen.
Vielleicht auch darum das ganze Wochenende an mir vorbeiziehen lassen. In einer Bubble aus Wintersport und Wintergemüse. (Team Rosenkohl! Team Pastinaken! Team Wirsing! Team Dahlmeier!) Am Sonntag stoisch lang in der Badewanne gelegen und dabei mal wieder Pod Saves America, den Podcast der ehemaligen Redenschreiber von Obama gehört. Resistance ist der neue Begriff. Widerstand. Das neue politische Vokabular zieht einen Hauch von Untergrund, Revolution und Umwälzung mit sich. Was sich umso bizarrer anfühlt, als dass ich noch vor zwei Jahren behauptet hätte, wir wären auf einem guten Weg. So insgesamt. Dann fielen die Dominosteine und plötzlich ist nichts mehr unpolitisch. Ich weiß noch nicht, wie ich das finde.

  1. Eine meiner wohl merkwürdigsten Eigenschaften ist die Kombination aus gigantischer Neugier und fast schon stoischen Nicht-Reiselust. Gar nicht mal wegen des Reisens selbst. Ich steige gern in Züge oder Flugzeuge, dieses unkomplizierte transportiert werden finde ich sogar ganz angenehm. Natürlich lerne ich auch gern neue Orte kennen und es gibt eine gewisse Liste an Destinationen, die es noch zu erkunden gilt. Allerdings: Es drängt nichts. Kein Reisefieber, keine Lust auf spontane Rucksacktouren an exotische Plätze. Noch nie. Auch nicht als ich noch, ahahahaha, richtig jung war. (Was ohnehin eine streitbare Aussage ist.)

    Früher habe ich mir das damit erklärt, dass meine Ferien nie so ganz unter dem Urlaubsmotto standen. Zu oft verbrachte ich Wochen in irgendwelchen Krankenhäusern, um mich exotischen Prozeduren zu unterziehen anstatt am Gardasee den gleichen Leuten wie Daheim zu begegnen. (Ist das so ein bayerisches Phänomen oder ging das noch mehr Leuten so?). Zwar liegt man in einem Krankenhausbett auch viel rum und kommt durchaus zum Lesen, aber von Ausschlafen, Rumfläzen oder, wie nennt man das noch, Entspannen, konnte nicht die Rede sein. Lange also dachte ich, dass diese Erlebnisse die Wurzel sind, warum ich wenig so sehr genieße wie alleine Zuhause zu sein. Ohne müssen, ohne sollen, ohne Abenteuer. Meine Form von Freiheit. So schlampig rumlaufen wie man will (an Strand und im Hotel auch nicht angebracht), so fürchterliche Dinge essen wie man will (als Person außerhalb der Normfigur, deren Essensverhalten darob gern beobachtet wird, eh nicht überall möglich) und im Zweifel einfach nur daliegen und an die Decke starren.

    Ich weiß wie fürchterlich mich das klingen lässt. Desinteressiert, apathisch, kulturlos bis ängstlich gegenüber neuen Eindrücken. Vielleicht bin ich das im Kern sogar.

    Wenn andere mit leuchtenden Augen von den Billigflügen nach London und den dreckigen Jugendherbergen erzählen, in denen sie geblieben sind, um das Geld stattdessen am Trafalgar Square loszuwerden. Oder vom Auslandssemester in Thailand mit der vielen Sonne und den leckeren Mangos. (Pro Mangos, Contra Sonne.) Das ist alles ohne Zweifel schön und bereichernd und wie gesagt, es gibt Dinge von denen ich mir einbilde sie noch sehen zu müssen.
    Aber dauernd? Nur um die Frage „und wohin geht’s im Urlaub?“ nicht dauernd mit „Balkon, Eiscafe, See“ zu beantworten? Ich…weiß ja nicht.

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