Was gut war: KW 11, 2017

Sonne. Sonne ist gut. Auch wenn man immer noch bei -2 Grad aufwacht und mürrisch zum Mantel greift. Dieses Vitamin-D-Ding funktioniert. Die Sonne scheint auch mein Planungs-Gen in eine angenehme Richtung zu lenken. Statt besorgt zu sein, dass das alles nicht in der Zeit oder mit irgendwelchen Mitteln hinhauen kann, denkt man sich einfach mal neue Sachen aus. Das hilft ungemein.

Endlich Onboarding. So eine Veranstaltung, die eigentlich in den ersten Wochen des neuen Jobs stattfinden sollte – was schwierig wird, wenn die Firma plötzlich jeden Monat Dutzende neue Menschen einstellt. Trotzdem, das Ritual ist angenehm und eben doch noch ein Schritt des Ankommens. Nach fast vier Monaten sind darum zwei Dinge klar: Die S8 ist selbst für den Münchner Nahverkehr eine unsagbare Peinlichkeit und – der Schritt zurück ins Angestelltendasein war richtig. Ich kann hier nicht nur gut arbeiten und mich einbringen, ich passe vor allem hierher. Das ist neu und sehr angenehm.
So reizvoll gewisse Freiheiten in der Selbständigkeit sind, mein persönlicher Hauptgrund dafür war auch immer die schwierige Sozialisation in den Büros in denen ich bis dato gearbeitet hatte. Aufgeregt bis hysterische Hochdruck-Butzen mit mittelqualifizierten Teamleitern und Führungskräften mit Zahlen-Fetisch. Mittagsgespräche zwischen Low-Carb, Tinder und Schuh-Outlets. Jetzt: Technik, Fußball und Zoten. Alles ist besser, wenn man seine Leute findet.
Da macht sogar der Onboarding-Tag, eine Aneinanderreihung von Vorträgen diverser Abteilungen Spaß, weil man nebenher mit einer neuen Kollegin über die gemeinsamen Auftraggeber lästern kann.
Und bei der Studioführung steht in einem Eck eine Kopie des Champions-League Pokals. Hach. (Komm ruhig Cristiano. Wir haben keine Angst.)

Ich stelle fest, wie ich mich aber auch absichtlich grade sehr im Job vergrabe, um weniger von der Welt mitzubekommen. Die Twitter-Timeline zankt sich über ein Abnehm-Buch. Immer diese predigenden, unausstehlichen Menschen, die glauben ausgerechnet sie hätten jetzt den Stein der Nicht-Schlanken gefunden. Würden Leute sich zu irgendeinem anderen Bestandteil der individuellen Lebensweise so altklug und unfundiert äußern, wäre der Teufel los. Aber es geht ja nur um Essen und Körper und Gesundheit, da darf es Hinz und Kunz besser wissen. Mich ermüdet es ja nur noch, aber da sind eben auch Menschen in meiner Blase, die diese Debatten treffen. Weil sie wie ein Flashback an Zeiten mit Depressionen, Esstörungen, Minderwertigkeitskomplexen und Selbsthass wirken. Jeder Vollidiot, der seinen persönlichen aber unbedingt darum jetzt auch für alle anderen brauchbaren Diät-Ratgeber rausbringt, sollte Zeit mit einer Therapiegruppe verbringen müssen, die sich von solchen Leiden erholt. Gschwerl, dappiges.
Merken nicht mal ihre eigenen Logik-Löcher. „Seit ich nicht mehr fett bin, bin ich fit!“ Nein, du Idiot, seit du dich bewegst, bist du fit. Ich könnte mir meine stämmigen Oberschenkel schon weghungern, aber deswegen habe ich a) immer noch einen lädierten Hax und b) ich kein Stück vitaler. Meine fittesten Zeiten waren eben nicht automatisch meine schlanksten. Das ist ja nett, dass ihr alle mit 40 eure Midlife-Crisis habt, anfangt Radzufahren, weniger zu essen und es euch dann besser geht. Aber wie könnt ihr euch anmaßen, das für eine allgemeingültige Formel zu halten? WER GLABTS DENN IHR, DASS Ä’S SEIDS? HA??

Tschulligung. Geht gleich wieder. (Ich könnte an dieser Stelle mit einem baugleichen Absatz zum Thema Equalpay weitermachen, aber, ach. Wann genau hat Logik aufgehört en vogue zu sein?)

Der Frühling rauscht heran und ich merke, wie ich mich zum ersten Mal seit einiger Zeit mit quasi allen Aspekten meines Lebens wohlfühle. Der Ort stimmt, der Job stimmt, die Leute stimmen. Vielleicht traue ich mich sogar und sammle ein paar der Menschen ein, die davor unterwegs verloren gingen, weil ich mich vergrabe und als Zumutung empfinde, wenn es grade nicht so läuft. (Haltet mich auf, wenn ich mir die erste Datin-App auf dem Wischphone installiere. Ich erhebe #foreveralone zum gottverdammten Mantra.)
Am Wochenende gleich mal damit angefangen. Was auch sonst, bei beim Dreckswetter.

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