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Und Bella, was hast du so die letzten Wochen gemacht?

Nun, ich bin umgezogen.

Das hat einen großen Teil des Augusts in Beschlag genommen. Man vergißt ja jedes mal wieder wie aufwendig das ist. Meine Bücher sind immer noch nicht da.

Außerdem muss man die Zeit einplanen um in der Hotline von Internet-Anbietern rumzuhängen. (o2 war nicht mal schuld. Die Magenta-Jungs haben Späßle gmacht.)
Es fehlen Vorhänge und Regale, die Lampe im Flur und nun, das übliche halt. Aber egal. Mein Nest in der Perle am Inn. Mit Innblick. Mit 2 Minuten Fußmarsch zum Besten Zwetschgendatschi den ich kenne. Nur eine Minute bis zum besten Kaffee des Landkreises. Was ich da alles noch für Instagram festhalten muss…!

Sonst?

Sprachlos gewesen. Immer wieder, immer noch. Erst jeden Abend, wenn ich in Rosenheim an der abgesperrten Treppe vorbei gegangen bin auf der die frisch angekommenen Menschen sitzen. Dann, bei den Fernsehbildern. Mittelmeer. Mazedonien. Am Ende Ungarn.
Menschen auf Krücken, die sich zu Fuß auf den Weg nach Österreich machen. Man wischt sich die eigenen Tränen weg, überweist eine Spende und sortiert im Laufe des Umzugs Fahrräder, Bettzeug und andere Kleinigkeiten weg. Am Ende doch ein schlechtes Gewissen, weil man mehr tun müsste.

Hier auf dem Land läuft die Organisation grade so straff, dass man mich vielleicht eventuell demnächst für Formulare und Behörden brauchen kann. (endlich zahlt sich meine Seltsamkeit aus!) Es helfen so viele.
Die Bilder von den Bahnhöfen sind natürlich auf Aufflammen und diese Begeisterung wird nicht für immer halten, aber der Wille ist da.
Man vergisst leicht, dass Deutschland mit solchen Dingen immer schon sehr pragmatisch umgegangen ist. Ob Naturkatastrophe oder Flüchtende – während die Politik noch debattiert, langen Menschen hin. Hinlangen ist ein gutes Stichwort. Das sollte nämlich unsere Regierung langsam mal bei den Nazis. Weil auf der Suche nach Festnahmen von Brandstiftern oder ähnlichen Vertretern der Spezies Homo Defektus findet man noch sehr wenig.

Vielleicht tut uns auch ein bisschen Chaos ganz gut. Nur weil in Zentraleuropa durch manchmal mehr Glück als Verstand seit ein paar Jahrzehnten Frieden herrscht, heißt das nicht, dass es uns industrieverfettete Wohlstandsnation nicht auch irgendwann mal erwischen kann. Aktuell sind wir nur einen wütenden Russen von größerem Blödsinn entfernt.

Ich zünde eine Kerze an, atme aus und bin dankbar. Dann bekomme ich eine SMS, weil die Feierlichkeiten zum 100. von Franz Josef GotthabihnSeelig den Verkehr zum Erliegen bringen. Gott mit dir du Land der Bayern.

Wo ich beim Thema bin (Überleitungen sind hier ein neues Feature), es ist wieder Saison. Darum gibt’s ab sofort wieder Beiträge in meinem eigenen kleinen Fremdscham-Projekt That’s not how you Oktoberfest.

Ist kein schöner Job, sich die Dirndl-Kollektionen von Claudia Effenberg und Stefanie Hertel anzusehen – but someone’s gotta do it. )Wer mein Leiden lindern will oder mit mir gemeinsam meinen anstehenden Geburtstag ignoriert, findet im Menü den Link zum Wunschzettel.)

Keine Sorge, demnächst wird bestimmt auch hier nochmal über strassbesetzte Carmenblusen zu Neon-Dirndln gerantet. I’m here to entertain.

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