Neue Leben, neue Kuchen

Als ich Samstag Vormittag in Richtung Marktplatz abbiege, höre ich das helle Lachen meiner Mutter. Vom Käsewagen. Wo sonst. Ich hatte ihr schon vor dem Umzug prophezeit, dass sie und der Käsemann binnen 3 Wochen per Du wären.
Dieses zufällige Treffen (okay, ein Familienmitglied am Käsewagen zu vermuten ist statistisch nicht so unwahrscheinlich.) war für mich der letzte Dominostein. Donnerstag und Freitag hatten wir alles gepackt und in ihre neue Wohnung am Rande der Altstadt gebracht. Ein hinreißendes kleines Nest mit viel Licht und kurzen Wegen überall hin. (Vorallem zum Käsewagen.)

Der Umzug war der letzte Schritt für uns alle in diesen neuen Abschnitt. Nicht mehr alles muss in Abhängigkeit zu bestimmten Umständen geplant werden. Meine Wochenenden gehören wieder mir, meine Mutters hat ein völlig neues, zum ersten Mal seit Ewigkeiten freies Leben vor sich und meine Schwester kann endlich aufhören sich Sorgen zu machen.

Plötzlich habe ich komplette Wochenenden, die nur mir gehören. Ohne Familienessen oder lange Telefonate um zu checken wie es allen geht. All die Zeit!
Die Arbeitswoche vor dem Osterwochenende war eine der längsten, heftigsten 4-Tage-Wochen meines Lebens gewesen und ich war heilfroh, dass wir den Umzug echt zackig rum gebracht hatten. Andere würden jetzt meditieren. Ich backe.

Ich neige sonst nicht dazu Rezepte zu verändern, aber dieser Kuchen ist meiner persönliche Perfektions-Mission. Weil das Konzept allein hat es verdient.

Gin Tonic Cake

Tief einatmen. Ja, wir machen das jetzt. (Warnung: Ich kann offensichtlich nicht backen UND fotografieren. Die Bilder sind… unvorteilhaft.)
Vorwort: Dieser Kuchen ist nicht für die faint of heart. Wenn man keine Toleranz für Gin hat, sollte man überall mehr Tonic und weniger Gin dosieren. Dieser Kuchen braucht ein bisschen Mut zum Risiko.
Meine Basis ist dieses Rezept, aber die amerikanische Variante des Frostings kickt noch nicht genug.

Als erstes, machen wir einen Gin Tonic, der die Queen aus den Sandalen hauen würde.

G & T

2 Teile Gin, 2 Teile Tonic, 1 Teil Limettensaft. Ich nehme den Tanqueray Rangpur, aber das hat eine spezielle Bewandnis.
Dazu später mehr. Nehmt den Gin, der euch schmeckt. Aber vielleicht keinen zu trockenen.

Gern probieren. Wenn man danach ein bisschen husten muss, ist er richtig.

Den Teig habe ich aus dem Original-Rezept übernommen, das ist eine angenehm fluffige Grundlage.

  • Ofen auf 175° Vorheizen
  • Eine rechteckige 22x33cm Form ausfetten
  • 330 g Mehl
  • 2 TL Backpulver
  • ¼ TL Salz
  • 225 g Butter
  • 280 g Zucker
  • 4 große Eier
  • 2 TL Vanille Aroma
  • 60 ml Milch
  • Abrieb 1 Limette
  • Plus min. 60 ml. vom präparierten Gin Tonic
  • Butter cremig aufschlagen, Zucker einrieseln lassen, weiter schaumig schlagen. Nacheinander die Eier dazugeben. Vanillearoma und Limetten-Abrieb dazu.
    Mehl, Backpulver und Salz mischen. Hälfte der Mischung einarbeiten. Dann Milch und G&T dazu. Restliches Mehl dazumischen.
    In die Backform geben und ab in den Ofen damit. Nach 35 – 40 min. sollte der Kuchen leicht goldbraun sein.

    Die vielen kleinen Löcher sind für die Glasur, die wir jetzt anrühren.

    ungefähr 150 g Puderzucker mit soviel vom Gin & Tonic anrühren, bis eine sämige, flüssige Glasur entsteht. (ca. 100 ml? Es ist keine Wissenschaft.) Immer schön locker bleiben.
    Wenn der Kuchen goldbraun frisch aus dem Ofen kann, viele kleine Löcher oben rein machen – mit einer Gabel oder einem Spieß. Dann die hochprozentige Glasur drauf verteilen, damit sie schön in den warmen Kuchen einsinkt, bis er leicht säuselt und fremde Menschen umarmen will. (Ihr habt alle diese Freundin, oder? ODER?)

    Während unser beschwipster Kuchen wieder zu sich kommt, folgt jetzt der Bella-Teil dieses Rezepts. Lasst mich euch ein Konzept vorstellen, das euer Leben verändern wird:
    Mascarpone macht alles besser.

    Topping a la Bella
    500 g Mascarpone
    ca. 500 g griechischer Joghurt mit Honig
    falls ihr griechischen Joghurt ohne Honig nehmt: Entweder Puderzucker oder Honig zum Süßen zur Hand haben.
    Den restlichen Gin & Tonic

    Okay. Diese Mischung ist meine Allzweckwaffe. Tiramisu, zu Erdbeeren, I don’t care, es ist Liebe. Wenn man keinen griechischen Joghurt bekommt, kann man hochprozentigen Frischkäse nehmen, dann bekommt die Sache so einen Hauch von American Cheescake.

    Dafür grooven wir uns auch langsam ins Topping rein: Mascarpone und Joghurt cremig aufschlagen und dann Esslöffelweise den Gin Tonic dazu. Immer mal wieder probieren. Braucht die Sache mehr Zitrus-Kick? Zusätzlichen Limettensaft rein. Ein bisschen mehr Süße als Konter zum Gin? Ein bisschen Puderzucker einrühren.

    Wenn die Creme diesen Geschmack hat, bei dem man nicht mehr aufhören kann zu essen, ohne, dass einem schlecht wird – dann ist sie perfekt.

    Dieses weiße Wölkchen verteilen wir jetzt auf dem immer noch beschwipst schwankenden Kuchen, damit er sich gut zugedeckt und beschützt fühlt.

    Er ist keine spektakuläre Schönheit – das haben wir gemeinsam. Aber die inneren Werte! Der überraschende Alkohol! Die Spritzigkeit!

    Und: Das Potential. Ich arbeite an der Erdbeer-Magherita-Variante für den Sommer.

    Ach so, die Sache mit dem Rangpur. Tipp: Wenn sich die Gelegenheit bietet die Lieblings-Gin-Sorte des Chefs rauszusuchen und das zu nutzen, tut es.

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      Mentions

    • 💬 KW IstJetztAuchSchonEgal – Donnerhall(en)

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